Machtbasierte Einkaufpreis-Orientierung - langfristig eine Sackgasse!?
Einkaufsleiter:
"Man muss natürlich immer den minimalen Kaufteilepreis anvisieren.
Die Mittel die man zum Erreichen benutzen muss, sind leider nicht immer
schön, aber schließlich zählt nur das Ergebnis. Der Kunde will schließlich
auch immer weniger für die Produkte zahlen. Lieferantenwechsel ist hier
häufig letztlich das einzige Mittel das funktioniert. Wie sollen wir denn,
spätestens nach ein paar Jahren, sonst noch eine Preisreduzierung gegen
einen Lieferanten durchsetzen?"
Philipp Dickmann:
Grundsätzlich kann Kostenoptimierungen bei Lieferanten durch technische Änderungen,
Prozessänderungen oder durch Reduzierung der Rendite erzielt werden.
In Brachen in denen eine normale Konkurrenzsituation herrscht und der
Einkäufer den Marktvergleiche fundiert ermittelt, führt eine Reduzierung
der Rendite zu meist zu einer Schädigung des Lieferanten und damit zu einem
nicht zu unterschätzenden Risiko für den Kunden. Wenn der Kunde
nicht mehr bereit ist einen notwendigen Preis zu bezahlen, passt der Lieferant
typischerweise seine Leistung an (d.h. nicht offensichtlicher Kundennutzen
wird reduziert), es wird versucht Kosten verschleiert nachträglich zu verrechnen
oder das Produkt nicht mehr zu liefern. Aus den Erfahrungen der Lieferantenpolitik der
"Eisernen Faust", leitete sich die Faustregel einer weiteren typischen Folgeerscheinung
ab: Preisdumping ist Qualitätsdumping. Zudem ist auch immer zu bedenken, dass im
Engpassfall ein Verkäufer oder Zuteilungsmarkt entsteht, d.h. damit sind die schwer
erkämpften Preisvorteile zumeist wieder sehr schnell wieder vom Tisch.
(Vergleiche: Dickmann, P. : Schlanker Materialfluss. Springer 2006)
Speziell im Hochtechnologie und Innovationsland Deutschland leben wir
zu einem sehr großen Teil unserer wirtschaftlichen Leistung in Premium-Markt-Segmenten.
Das Kennzeichen der Deutschen Wertarbeit ist ohne Zweifel auch heute noch für
einen großen Teil des wirtschaftlichen Erfolgs unserer Unternehmen verantwortlich.
Charakteristisch war ein deutlich höherer, nachhaltiger Kundennutzen, als Ihn der
Wettbewerb bieten konnte. Die Produkte waren einfach stabiler, hielten länger
und wiesen weniger Fehlfunktionen auf. In der Summe waren diese Premium-Produkte
letztlich für den Kunden billiger. Er war daher auch bereit etwas mehr für
den deutlich höheren Nutzen zu zahlen (Vergleiche: Dickmann, P. : Schlanker
Materialfluss. Springer 2006).
Generell erzeugt eine umfassende Lean-Philosophie in einem Unternehmen
ein enormes Potential an kontinuierlicher Verbesserung und dadurch permanenter
Preisreduzierung. Wenn der Kunde den trotzdem notwendigen Preis nicht akzeptiert
will, sollte man nach Gründen suchen, etwa, ob zu wenig Innovation eingeflossen
ist, oder zuviel vom nachhaltigen Nutzen des Produkts - also seinem Nutzwert -
verloren gegangen ist.
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