Kanban ist unempfindlicher gegen Störparameter und Schwankungen und dadurch vielfach exakter als manche IT-Lösung
IT-Berater:
"Was wollen Sie denn mit einfachen, altmodischen Kärtchen oder Aufklebern (Kanban-Karten),
wenn ich im Vergleich im MRP-System alles auf die Sekunde genau automatisch errechnen kann?"
Philipp Dickmann:
MRP-Systeme sind heute aus den betrieblichen Abläufen kaum mehr wegzudenken, zumindest ab einer gewissen
Komplexität der Unternehmen. MRP-Systeme sind jedoch in der Realität teils sehr fehlerbehaftet und suggerieren
eine Genauigkeit, die allein aufgrund der Ungenauigkeit und Fehlerbehaftung der Einflussparameter, nicht
gerechtfertigt ist. MRP-Systeme können den Materialfluss zwar tatsächlich sekundengenau abbilden, betrachten
jedoch nicht immer alle relevanten und vielfältigen Störparameter, daher weisen sie in vielen Fällen ein
unterschätztes Fehlerpotential auf. Die Anzeigegenauigkeit spiegelt in diesem Fall
nicht die Messgenauigkeit wieder. Die Bedeutung wird am Beispiel einer digitalen
Waage verständlich: Nur weil die Anzeige auf Milligramm genau einstellbar ist, sind
die Ergebnisse noch lange nicht auf Milligramm genau. Aufgrund des Bullwhip-Effekts
und den kontinuierlichen Fehlerraten sind in Relation zu anderen Steuerungsmethoden
Engpässe und Überbestände bei schlechter Lieferqualität viel schneller die Folge.
Die vergleichsweise einfachen Kanban oder Just-in-time Steuerungen haben andererseits
in der Praxis bewiesen, dass bei Serienbedingungen deutlich geringere Lagerreichweiten und
gleichzeitig eine nahezu vollständige Liefertreue erreicht wird. Einfache dezentrale
Steuerungssysteme sind daher dem modernen High-tech-Systemen stellenweise faktisch deutlich überlegen.
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